Glencore plc besitzt im Departement César über die Tochterfirma Prodeco vier Kohletagebaubergwerke: Carbones El Tesoro (CET), Consoricio Minero Unido (CMU) und Carbones de la Jagua (CdJ) betreiben zusammengefasst unter dem Projekt „La Jagua“ in der Gemeinde La Jagua de Ibírico je eine Kohlemine und CI Prodeco S.A. betreibt die Mine Calenturitas in der Gemeinde El Paso. Diese Bergwerke wurden durch Glencore International AG zwischen 1995 und 2007 übernommen. Alle Bergwerke zusammen produzieren über 14 Millionen Tonnen Kohle und bilden den drittgrössten Kohleproduzent Kolumbiens. Seit 2009 besteht die Absicht zwischen Prodeco und der kanadischen Galway Ressources ein weiteres Kohleabbauprojekt im César namens Galca von 132‘000 ha voranzutreiben.
Prodeco ist zudem an der Eisenbahntransportgesellschaft FENOCO (Ferrocarriles del Norte de Colombia) und am Hafen Zúñiga im Departement Magdalena beteiligt. Zu Prodeco gehörte bis vor Kurzem der Kohlehafen in Santa Marta, der 2013 geschlossen und vom neuen Hafen „Puerto Nuevo“, betrieben über Prodecos Tochterfirma „Sociedad Portuaria Puerto Nuevo S.A“, abgelöst wurde.
Umsiedlung rund um die Kohleminen im Departement César
Die Dörfer Hatillo, Plan Bonito und Boquerón sind von den Minen von drei Bergbaukonzernen, darunter jene von Prodeco, umzingelt. Im Mai 2010 ordnete das Gesundheitsministerium die Umsiedlung dieser Dörfer an, da die Gesundheitsbeschwerden durch die Kohlestaubbelastung zu gross geworden waren. Rekurse der Bergbauunternehmen gegen den Umsiedlungsplan, die Unfähigkeit der für die Umsiedlung beauftragten Organisationen und die Weigerung der Unternehmen, ein Treuhandkonto einzurichten und den Zugang zu den Geldern freizugeben, führten zur Verzögerung des Prozesses. Anfangs 2013 geriet das Dorf Hatillo in eine humanitäre Krise, weil sich die BewohnerInnen nicht mehr mit genügend Nahrungsmittel versorgen konnten. Trotz internationalem Druck ist der Umsiedlungsprozess bis heute nicht vorangeschritten und die Situation in den Dörfern weiterhin angespannt.
Veränderung des Mikroklimas durch enormen Bodenbedarf
Der Landverbrauch des Kohleabbaus im Tagebau ist enorm, sowohl für die Kohleförderung selbst als auch für die Abraumhalden und die Transportinfrastruktur. Im Norden Kolumbiens haben der Verlust der Vegetation, die veränderte Topographie und die umgestalteten Wasserläufe zu Erosion und Veränderung des Mikroklimas, sprich einer Klimaerwärmung und einem veränderten Niederschlagssystem, geführt. Im Departement César ist über 50 Prozent des ehemals fruchtbaren Bodens von Desertifikation bedroht und wichtige Ökosysteme wurden zerstört. Der von Prodeco umgeleitete Fluss Calenturitas ist sedimentiert, trüb und beinahe ohne Fische.
Luftverschmutzung
Der Kohlebergbau hat durch die Emission von Kohlepartikeln eine atmosphärische Verschmutzung im Bergbaugebiet, entlang der Transportwege und in der Verladehäfen zur Folge. Das durch den Kohlestaub gehemmte Pflanzenwachstum hat zu massiven Ernteeinbussen bzw. zum Erliegen der Land- und Viehwirtschaft geführt. Für die Menschen und Tiere wirkt sich vor allem der Feinstaub gesundheitsgefährdend aus, da dieser ungefiltert in die Lunge gelangt. Im Departement César hat das Umweltministerium nach heftigen Protesten seitens der lokalen Bevölkerung verschiedene Sanktionsprozesse gegen Bergbau-, Transport- und Hafenunternehmen eingeleitet und umfassende Massnahmen zur Reduktion der Umweltverschmutzung angeordnet. Die ergriffenen Massnahmen haben bis heute jedoch kaum merkliche Verbesserungen gebracht.
Beeinträchtigung der Hydrologie und Wasserqualität
Die Kohleförderung in den Departementen César hat die gesamte regionale Hydrologie beeinträchtigt: Wasserläufe wurden umgeleitet sowie verschmutzt und der enorme Wasserbedarf des Bergbaus liess den Grundwasserspiegel absinken. Prodeco wurde im 2009 vom Umweltministerium wegen unerlaubten Eingriffen in den Fluss Tucuy, dem Eindringen in eine Waldreserve und der unerlaubten Wasserentnahme aus einer Quelle gebüsst. Im März 2013 wurde dem Unternehmen das Betreiben der Calenturitas Mine untersagt, weil es die Vorgaben des Umweltverträglichkeitsplanes insbesondere hinsichtlich des Wassergebrauchs weiterhin nicht eingehalten hat.
Beim Verladen der Kohle auf Barkassen und von diesen auf Hochseefrachter gelangt kontinuierlich Kohle ins karibische Meer. Der Meeresboden rund im Santa Marta ist mit einer 30cm dicken Kohleschicht bedeckt, die Strände sind schwarz und die Fischbestände zurückgegangen.
Gesundheitliche Konsequenzen der Verschmutzung
Die AnwohnerInnen der Kohleminen klagen über Asthma, Atemwegs- und Lungenerkrankungen, Bronchitis, permanente Grippesymptome, Hautausschläge und Durchfallerkrankungen. Gemäss einer Studie vom Gesundheitssekretariat des Departements César wiesen im 2011 52 Prozent der EinwohnerInnen der Gemeinde El Hatillo Erkrankungen im Zusammenhang mit der Umweltverschmutzung auf. Die Universität Cartagena lieferte im gleichen Jahr Hinweise auf die Beeinträchtigung der tierischen Gesundheit, die im Einklang stehen mit der Berichterstattung der Bevölkerung von El Hatillo, Boquerón und Plan Bonito über Missbildungen und unerklärliche Todesfälle bei ihrem Vieh.
Verzögerung von Verhandlungen, Illegalerklärung und gewaltsame Räumung von Streiks
Die Arbeitspolitik, die Glencore in den letzten Jahren gegenüber der Arbeiter/innen von Prodeco und den dazugehörigen Tochterfirmen betrieben hat, muss als absolut gewerkschaftsfeindlich bezeichnet werden. Einerseits nutzte das Unternehmen die komplizierte Firmenstruktur aus, um die flächendeckende Organisation der Arbeiter/innen zu verhindern; Tarifverhandlungen wurden immer nur mit einzelnen Subunternehmen geführt. Wenn es zu Tarifverhandlungen kam, so wurde der Prozess vom Unternehmen bis zum Streik oder der Einberufung eines Schiedsgerichts hinausgezögert. Die Streiks wurden vom Unternehmen als illegal erklärt und die Schiedsgerichtsverfahren blockiert bzw. durch Rekurse verzögert.
Ausführlichere Information zu diesem ThemaSteuervermeidung dank komplizierter Firmenstruktur
Die ehemalige Glencore hat die Bergbauoperation „Mine Santa Cruz – Proyecto La Jagua“ im Departement César künstlich in die drei Tochterfirmen Carbones del Tesoro (CET), Carbones de la Jagua (CdJ) und Consorcio Minero Unido (CMU) getrennt, um die Produktionsmenge pro Tochterfirma unter der kritischen Grenze von 3 Millionen Tonnen im Jahr zu halten. Im Artikel 16 des Gesetzes 141 von 1998 ist festgelegt, dass bei einer Produktionsmenge unter 3 Millionen Tonnen pro Jahr ein Unternehmen 5% und bei einer Produktionsmenge über 3 Millionen Tonnen 10% Royalties bezahlt. Die drei Tochterfirmen konnten auf diese Weise die zu bezahlenden Royalties einzeln aushandeln, obwohl es sich um eine einheitliche Abbauoperation handelt und alle unter der Kontrolle der Glencore-Prodeco-Gruppe stehen. Schätzungen gehen davon aus, dass dem kolumbianischen Staat dadurch fast 100 Millionen US-Dollar entgangen sind.
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